Wem kannst Du trauen?

ZFF’ 12: Arbitrage
Bildquelle: 
Im Verleih von ASCOT ELITE

Mit den „Wall Street“ Filmen setzte Michael Douglas als Gordon Gekko ein bleibendes Bild über Finanzmogule in die Zuschauerköpfe. Machthungrig, skrupellos und berechnend, stellen wir sie uns seit dem vor. „Arbitrage“ macht hier keine Ausnahme. Jedoch bringt uns Richard Gere („Pretty Women“) als Hedge Fund Guru Robert Miller ein wenig ins Wanken. Gere, die Hauptfigur und der Mittelpunkt des Filmes, ist objektiv gesehen der Bösewicht, dennoch fühlen wir, durch die subjektiv erzählte Geschichte, ironischerweise mit ihm mit.

 

 

Robert Miller mit Ehefrau (Bild 1) und mit Geliebter (Bild 2) (Mit Maus über Bild fahren.)

 

Robert Miller ist ein Finanzhai in Manhattan, der verzweifelt nach einem Käufer für seine mittlerweile wertlose Firma sucht. Durch üble Finanzgeschäfte verlor Miller um die 400 Mio. Dollar. Keiner soll aber je davon erfahren, am wenigsten der Käufer seines selbst aufgebauten Imperiums. Zwischen Verkaufsverhandlungen und Familienfeiern, nimmt sich Miller Zeit für seine Mistresse Julie (Laetitia Casta, „ Asterix & Obelix“). Der bis hierhin klassische und wenig originelle Plot, gewinnt an Spannung, als Miller bei einem mitternächtlichen Ausflug mit Julie kurz einschläft und einen Unfall verursacht. Julie stirbt noch am Ort des Geschehens. Im Wissen, dass schlechte Schlagzeilen wie diese, den Verkauf seiner Firma verunmöglichen und den Finanzbetrug ans Licht bringen könnten, flüchtet Miller vom Unfallort.

 

Nachdenkliche Tochter Brook (Bild 1) und hartnäckiger Detektiv Bryer (Bild2).

 

Nicholas Jareckis „Arbitrage“ funktioniert insbesondere aufgrund des gut geschriebenen Drehbuches und der hervorragenden Darsteller. Tim Roth („Pulp Fiction, Reservoir Dogs“) gibt einmal mehr den einsamen Wolf mit goldenem Herzen als Detektive Bryer, der den Unfall untersucht. Susan Sarandon („Thelma & Louise“) spielt nach „Shall We Dance?“ zum zweiten Mal Richard Geres Ehefrau. Dabei überzeugt sie wie üblich mit Intelligenz und Niveau. Neben diesen erfahrenen Darstellern vermag es Brit Marling („Another Earth“) als Millers Tochter Brooke einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Brooke möchte in die Fussstampfen ihres Vaters treten und untersucht die Bilanzen als CFO sehr gründlich. Es dauert nicht lange bis sie merkt, das etwas nicht stimmt. Doch ist sie bereit Teile der Last zu tragen? Die Frage noch Moral und Ethik wird im Film an mehreren Stellen behandelt. So ruft Miller nach dem Unfall Jimmy Grant (Nate Parker) an. Jimmy ist der Sohn des ehemaligen Chauffeurs und bekam auch nach dem Tod seines Vaters Unterstützungsgelder von Miller. In armen Verhältnissen in der Bronx aufgewachsen, zählen Werte wie Ehre und Loyalität für Jimmy. Dies nutzt Miller gnadenlos aus, indem er Jimmy zu seinem Komplizen macht. Ist aber auch Jimmy bereit Teile der Last für Millers Schuld zu tragen?

 

 

Die Schnurr um Millers Hals wird mit der Zeit immer enger und die Situation auswegsloser. Statt aufzugeben, verfällt Miller in eine Art Wahnsinn und hält immer fester an seinen dünner gewordenen Rettungsseilen. Die Auflösung der Geschichte ist schlussendlich dermassen raffiniert, dass sie auch lange nach dem Ende beschäftigt.

 

 

Arbitrage (USA 2012)

Regie & Drehbuch & Buchvorlage: Nicholas Jarecki

Besetzung: Richard Gere, Susan Sarandon, Tim Roth, Brit Marling, Laetitia Casta

Dauer: 107 Minuten

Filmstart: 10. Oktober  2012

 

Tanja Lipak / Do, 11. Okt 2012